Es ist seine zweite Saison in der ADAC Formel 4, die der 17-jährige Lirim Zendeli aus Bochum am vergangenen Wochenende einläutete. Bereits zum dritten Mal in Folge fiel der Startschuss in die Saison in der Motorsport Arena Oschersleben. Noch letztes Jahr konnte der Rookie mit den ersten Erfolgen ein Ausrufezeichen setzen. Diese Saison beschreibt der Bochumer sein Saisonziel sehr eindeutig: „Das absolute Minimum ist ein Platz unter den ersten drei in der Meisterschaft der ADAC Formel 4. Aber wenn ich ganz ehrlich bin – alles andere als der Meistertitel wäre eine Enttäuschung für mich“, so der Youngster. Dieses Selbstvertrauen kommt jedoch nicht von irgendwoher. Zehn Tage zuvor, bei den offiziellen Testtagen der ADAC Formel 4, fand man in allen freien Trainings seine Startnummer 5 immer unter den ersten drei Plätzen. Und auch an diesem Wochenende zählte er mit seinem BWT Mücke Motorsport Team zu den absoluten Topfavoriten. Doch im Zeittraining zeigte der Bochumer mit einem siebten und neunten Startplatz erstmals eine leichte Schwäche in dieser noch recht kurzen Saison. „Ich bin mir nicht sicher, was das war. Irgendetwas mit dem Auto lag mir plötzlich nicht so. Vielleicht habe ich aber auch zu viel übers Auto nachgedacht“, berichtet Zendeli. Doch nachdem er die ersten beiden Rennen am Samstag auch mit Platz sieben und neun beendete, saß der Frust tief. Was war passiert? Zendeli, der in den letzten Jahren immer einen kühlen Kopf bewahrte und analytisch an die Aufgaben heranging, scheint sich langsam seiner Favoritenrolle bewusst zu sein. „Das zweite Jahr, und dann auch noch nach dem sehr guten Abschneiden in meiner Debütsaison letztes Jahr, ist deutlich härter. Ich spüre die Erwartung, diesen Druck, den Titel holen zu müssen. Dabei hat es mir niemand gesagt. Es ist mein selbst auferlegter Druck, dem ich jetzt standhalten muss“, analysiert der BWT Junior Team Pilot seine Situation. Doch wer den sympathischen Rookie kennt, der weiß, dass er damit hervorragend umgehen kann. Im Gegenteil, es scheint, als bräuchte Zendeli diesen Druck, um sich selber auf das nächste Limit zu katapultieren.
Wie Zendeli mit Druck umgehen kann, bewies er den Zuschauern in der Magdeburger Börde recht eindrucksvoll. Beginnend mit einem perfekten Start von Position drei aus übernahm der Förderkandidat der Deutschen Post Speed Academy gleich in der ersten Linkskurve der Motorsport Arena die Führung. Während des gesamten Rennverlaufs ließ er keinen Zweifel aufkommen, das dritte und letzte Rennen der Auftaktveranstaltung der ADAC Formel 4 zu gewinnen. In fast jeder Runde vergrößerter der Bochumer die Lücke zum Zweitplatzierten und unterstrich seine Leistung mit der schnellsten Rennrunde. Zendeli gewann das dritte Rennen deutlich vor seinem Teamkollegen. „Es war unglaublich. Es hat einfach alles gepasst. Das Auto fühlte sich von Beginn an perfekt an, sodass ich den Sieg jetzt genießen kann. Es ist ein schönes Gefühl, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Als Nächstes fahren wir zur Formel 4 Italy an die Adria. Entspannt und locker werde ich das kommende Rennen angehen. Ich hoffe, der Rückenwind hält noch eine Weile“, berichtet der sympathische Youngster nach dem Rennen mit einem Lächeln im Gesicht.
Nach dem italienischen Formel-4-Rennwochenende an der Adria geht es für Lirim Zendeli zum Testen an die Heimstrecke der BWT Mücke Motorsport Mannschaft, an den Brandenburger Lausitzring. „Wir sind am Lausitzring immer sehr schnell. Der Ring ist schnell und hat alles, was man für einen modernen Rundkurs braucht – auch schnelle Mutkurven und lange Geraden. Doch die Wellen im Asphalt, die mag ich gar nicht“, erklärt Zendeli und fügt hinzu: „Wenn ich am Lausitzring das Qualifying besser als dieses Wochenende in Oschersleben hinbekomme, dann ist am Lausitzring alles möglich.“
Trotz allem sind die Mannen von BWT Mücke Motorsport auch in dieser Saison wieder gut auf ihr bevorstehendes Heimrennen vorbereitet. Denn das findet in drei Wochen, vom 19. bis 21. Mai, mit dem zweiten Lauf der Saison, der ADAC Formel 4, auf dem Eurospeedway Lausitzring statt. Auch diesmal werden die Rennen am Samstag und Sonntag live bei Sport1 zu sehen sein. Zusätzlich bietet die ADAC Formel 4 einen Livestream an, der über die Internetseite des ADAC Motorsport erreicht werden kann.