Es sollte sein Rennen werden. Er trainierte vorher mit dem ADAC GT Masters Fahrer Jaap van Lagen auf dem Circuit Park Zandvoort. Holte sich im Vorfeld sämtliche Informationen, Hilfe und Tricks die er bekommen konnte. Doch irgendwie war für Österreichs jüngster Tourenwagen Fahrer Simon Reicher im Renault Clio Cup Central Europe am vergangenen Wochenende vom 19.08. bis 21.08.2016 der Wurm drin. Bei fantastischen Wetter ging es für die Fahrer am Freitagmittag an der Nordseeküste in das erste freie Training. Trotz guter Streckenbedingungen lief es für den 16-Jährigen schon von Anfang an nicht Rund. Fast eine Sekunde fehlte dem sympathischen Youngster zu seiner eigenen Bestzeit , die er vor ein paar Wochen zu vor beim Testen bereits erreichte. Im freien Training hätte ihm das an diesem Wochenende deutlich weiter nach vorne gebracht. Aber auch Platz 10 und 12 in den beiden freien Trainings stellen für Reicher kein schlechtes Ergebnis dar. Immerhin blieb ihm bis zum Zeittraining am Samstagmorgen genügend Zeit, die Ursachen zu analysieren. Doch am Samstagmorgen sollte es für den Schüler der 6. Klasse am Werkschulheim Gymnasium Felbertal noch dicker kommen. Reicher verlor weitere Zehntelsekunden im Kampf um seine eigene Bestzeit. „Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass nur ich mich schlagen kann“, erzählte der Rookie. Wenn du hinter deinen eignen Möglichkeiten mit Platz 12 das Zeittraining beendest, ist es ganz besonders schwer den Fokus für´s Wochenende nicht zu verlieren. Doch dank seiner Jahre im Kartsport kennt Simon Reicher diese Situation. „Es gibt immer wieder diese Tage, an denen du dem Verzweifeln sehr nahe bist. Aber du darfst, auch wenn du überhaupt keine Ahnung hast, was da gerade passiert, nie aufgeben. Jetzt erst recht“, gab er sich kämpferisch.
„Ich bin mir nicht sicher woran es wirklich gelegen hat. Obwohl mir mein Dateningenieur meine Fehler grafisch gut gezeigt und erklärt hat, fühlte es sich im Auto ganz anders an. Vielleicht ist das der Unterschied im Tourenwagen-Sport, den ich erst noch lernen und verstehen muss.“
Samstagnachmittag, 15:30 Uhr, 22 Grad Lufttemperatur, 27 Grad Asphalttemperatur, trockene Streckenbedingungen. Simon Reicher startet von Platz 12 in sein erstes Rennen auf dem Circuit Park Zandvoort. 15 Runden Herausforderung, die der junge Österreicher für sich nicht nur annahm, sondern auch auf einem hervorragenden zehnten Platz beendete. Den großen Coup sollte dann das zweite Rennen am Sonntagvormittag bringen. Nachdem das Wetter in der Nacht zu Sonntag mit starkem Wind und sintflutartigen Regen umschlug, beruhigte sich das ganze kurz vor dem Start wieder. Trotz nasser Strecke und widriger Bedingungen entschied sich das gesamte certainty-Team bei ihrem Heimrennen kurz vor dem Start auf die profillosen Slick-Reifen zu wechseln. „Ich dachte noch: Oh Gott was mach ich bloß“, sagte Reicher und fügte hinzu „Aber es war eine Teamentscheidung, die ich zwar als Fahrer hätte kippen können – doch vertraute ich auf die Erfahrung meines Teams“. Das sollte sich als einen fast genialen Plan herausstellen. Wäre die Strecke schneller abgetrocknet, wäre es der große Coup geworden. „Wir hatten einfach nicht das Quäntchen Glück an unserem Heim-Wochenende. Die Strecke wurde von Runde zu Runde immer besser. Und so fuhren die Piloten am Ende des Rennen auf ihren Slick-Reifen deutlich schneller als alle Fahrer die auf Regenreifen gestartet sind. „Am Ende fehlten uns nur zwei, vielleicht auch nur eine einzige Runde“, erklärte Dillon Koster. Simons Teamchef und fügte hinzu „Ich bin trotz all den widrigen Umständen sehr zufrieden mit Simon. Sicherlich ist er etwas ungeduldig und möchte am liebsten sofort alles Gewinnen. Das zeichnet ihn als Rennfahrer aus. Aber in dieser Serie fahren sehr erfahrene Piloten mit. Da heißt es lernen, lernen, lernen. Die Siege werden bei Simon von ganz alleine kommen“, erklärte Dillon Koster am Sonntagnachmittag.
Da nach dem Rennen vor dem Rennen ist, bereitet sich das Team bereit auf die nächste Herausforderung vor. Es geht vom 03.09. bis zum 04.09.2016 in tschechische Republik nach Cheb. Dort findet das sechste der insgesamt sieben Rennwochenenden im Rahmen des Czech Truck Grand Prix statt, bevor es dann zum Finale zum Hockenheimring, gemeinsam mit der ADAC GT Masters, geht.