„Eigentlich könnte ich das Wochenende unter das Motto ‚irgendwas ist immer‘ stellen“, sagte der Thüringer lachend – und fügte mit Galgenhumor hinzu: „Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist.“ Aber der Reihe nach. Vergangenes Wochenende (05.08. bis 07.08.2016) stellten sich 35 Fahrer aus 12 Nationen in der ADAC Formel 4 ihrem sechsten von insgesamt acht Rennwochenenden. Diesmal ging es in die Eifel – genauer gesagt, auf die Grand-Prix-Strecke des Nürburgringes. Und diesmal begrüßte die Eifel ihre Teilnehmer eher untypisch: Bei strahlend blauem Himmel, Sonne satt und angenehmen 23 Grad erlebten die rund 17000 Zuschauer spannende Rennen.
Für den 18-jährigen Schramm verlief der Freitag planmäßig. In den ersten Trainingssitzungen konnte sein US-Racing Team seinen Formel-4-Boliden auf bis zu dreieinhalb Zehntel Sekunden an die Spitze heranführen. „Meine theoretisch beste Zeit ließ noch etwas Spielraum nach oben, sodass ich für das Zeittraining voller Hoffnung war“, erklärte der Wümbacher. Was ihm jedoch dann am Samstagmorgen im Zeittraining widerfahren ist, konnte er bis heute nicht analysieren. „Wir sind mit neuen Reifen ins Zeittraining gestartet, was ja für alle Fahrer als selbstverständlich gilt. Ich konnte mich jedoch gegenüber dem Vortag nur um eine Zehntelsekunde steigern. Und am Vortag fuhr ich mit gebrauchten Reifen. Nach nur sechs Runden bin ich dann wieder in die Boxengasse gefahren und ließ mir meine beiden Reserve-Reifen aufziehen. Aber auch mit diesen beiden Reifen wurde ich nicht schneller. Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist“, beschreibt Schramm die Situation. Dazu muss man wissen, dass jedem Fahrer sechs Reifen zur Verfügung stehen. Zusätzlich zu einem kompletten Satz gibt es laut Reglement noch einen Vorder- und einen Hinterreifen als Reserve. Diese Reserve-Reifen werden sehr gerne im Zeittraining benutzt, um entweder die Rundenzeit nochmals zu verbessern oder jedoch für das Rennen angefahren zu werden. Auf einem Rechtskurs, wie es die Grand-Prix-Strecke des Nürburgringes ist, werden die „frischen Reifen“ in Fahrtrichtung links montiert – es gibt mehr Rechts- als Linkskurven. Diesen Vorteil nutzen einige Fahrer im Zeittranig. Die meisten mit Erfolg. Warum es bei Kim-Luis Schramm nicht funktioniert hat, bleibt ungeklärt. Mit einer halben Sekunde Rückstand zumErsten in seiner Gruppe musste sich Schramm mit einem achten Platz begnügen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl wird in der ADAC Formel 4 das Zeittraining in zwei Gruppen gestartet. Die Schnellere der beiden Gruppen stellt automatisch die Pole-Position.
Am Samstagvormittag erkämpfte sich der sympathische Schramm ganze drei Plätze. Auf 16 gestartet, kam er als 13. ins Ziel. „Mehr war einfach nicht drin. Es ist so unheimlich schwer, auf der Grand-Prix-Strecke zu überholen. Die Autos sind da schon sehr nah beisammen“, sagte Schramm nach dem Rennen. Dabei wäre ihm Platz 10 im ersten Rennen viel lieber gewesen. Aufgrund des Reglements – es soll der Chancengleichheit dienen – starten die ersten 10 Plätze im dritten und letzten Rennen des Wochenendes in umgekehrter Reihenfolge. Platz 10 startet also von der Pole-Position im dritten Rennen. Wertvolle Punkte wären zu diesem Zeitpunkt in der Meisterschaft besonders willkommen gewesen. Aber auch Rennen zwei und drei an diesem Rennwochenende konnten sich sehen lassen: Beide Male von 13 gestartet und auf Platz acht ins Ziel gefahren – eine starke Vorstellung des Thüringers in diesem hart umkämpften Starterfeld. „Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Schramm am Sonntagnachmittag und fügte hinzu: „Meine unmittelbaren Mitbewerber in der Meisterschaft konnten Gott sei Dank auch keine volle Punkteausbeute für sich verbuchen, sodass in der Meisterschaft noch alles offen ist.“ Und auch wenn Schramm als vierter in der Meisterschaft der ADAC Formel 4 etwas Federn lassen musste, so muss man ihn beim kommenden Rennen unbedingt auf der Rechnung haben. Das nächste Rennen der ADAC Formel 4 findet bereits in wenigen Tagen vom 19.08. bis zum 21.08.2016 im holländischen Zandvoort statt und wird im Rahmen der ADAC GT Masters live bei Sport1, sport1.de und Sport1+ übertragen.